Jazz kann als afroamerikanische Kunstmusik des 20. Jahrhunderts verstanden werden. Der Begriff wird erstmals 1917 ausgerechnet von einer weißen Band im musikalischen Kontext benutzt. Die "Original Dixieland Jass Band" nimmt seinerzeit in New York die erste Platte unter diesem Begriff auf. Etymologisch wird Jazz auf das unter Schwarzen gebräuchliche Slangwort "Jazzy" (erregend, bunt) zurückgeführt.
Angefangen hat alles auf den Sklavenplantagen. Die afroamerikanische
Folklore vermischt sich im kulturellen Exil zuerst mit europäischer Blasmusik! Das Ergebnis dieser Liaison sind die Marching Bands (Brass Bands), die das wichtigste Stilmittel des
Jazz, die Improvisation, in die strenge europäische Form einführen. Gleichzeitig entwickelt sich in der Melodie ein synkopisches Spiel. Dabei werden die Akzente von den schweren Taktzeiten (der 1 -3 Betonung) auf die unbetonten Taktteile, die Offbeats, verschoben.
Anfang des 20. Jh. erlebt der Jazz in New Orleans eine erste Blütezeit. Maßgeblich daran beteiligt ist die 1897 dort eingeführte Legalisierung der Prostitution, die den Jazzmusikern vielfältige Arbeitsmöglichkeiten eröffnet. In den 20er Jahren entwickelt sich Chicago zur Metropole des Jazz. Ab jetzt spielen auch die Weißen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung. Sie führen die Soloimprovisation ein und helfen dem Jazz dadurch, seine bisherige Funktion als Tanzmusik abzulegen. Dieser Entwicklung stellt sich in den 30er Jahren zunächst der Big-Band-Swing entgegen, der als durchkomponierte Musik die eben erworbenen Freiheiten wieder einschränkt.
In den 40ern knüpft der
Bebop an die improvisatorische Entwicklung aus Chicago an und erneuert den
Jazz auch auf Grundlage eines erstarkenden politischen Bewusstseins der Schwarzen. Die 50er sind von unterschiedlichen stilistischen Ausprägungen gekennzeichnet, von denen
Cool Jazz und
Hard Bop sich am ehesten durchsetzten. Die 60er lassen die Bombe dann platzen. Im Jahrzehnt des
Free Jazz werden alle bis dahin geltenden Regeln gebrochen, alle Grenzen gesprengt. Nach dieser Zeit der größtmöglichen Freiheit, die kommerziell natürlich völlig gegen die Wand fährt, entwickelt sich in der folgenden Dekade der
Jazzrock. Die
Fusion des
Jazz mit der verstehbaren Rockmusik, lässt ihn ein weiteres Mal eine Blütezeit mit großer Breitenwirkung erleben. Diese Entwicklung der genreübergreifenden Fusionen hält bis heute an, es wird aber insgesamt stiller um den
Jazz. In den 90ern sorgen zaghafte Versuche, modernen elektronische Musik mit
Jazz zu kombinieren dafür, dass sich nach Jahren der Seitwärts-Gehens neue Horizonte eröffnen.